Jenseits der Bratwurstbude /
Manchmal stelle ich mich vor ein Bücherregal, ziehe wahllos ein Buch heraus und schlage es irgendwo auf. „Es hilft nichts: man muss die Gefühle der Hingabe, der Aufopferung für den Nächsten, die ganze Selbstentäußerungs-Moral erbarmungslos zur Rede stellen und vor Gericht führen …“ In Friedrich Nietzsches Reflexionen über Gut und Böse lese ich weiter, dass er es für angebracht hält „doppelt misstrauisch zu werden“, wenn jemand behauptet, er oder sie würde sich für andere engagieren.
Vor ein paar Tagen ist der Vorsitzende des Pen-Zentrums Deutschland, Deniz Yücel, zurückgetreten. Eine längere Geschichte. Er warf den Mitgliedern vor, sie seien „Wichtigtuer und Selbstdarsteller“. Sie hätten den Verein gekapert und die verfolgten Autorinnen und Autoren, für die sie sich angeblich einsetzen würden, seien nur Beiwerk für sie.
Wahrscheinlich liegt Nietzsche mit seinem Misstrauen gegenüber einer bestimmten Form von Engagement nicht ganz falsch. Er vermutet, dass es in erster Linie darum geht, zu gefallen. Und zwar sich selbst, dem Anderen und dem Publikum. Gefällig, soviel steht fest, war das, was Deniz Yücel gemacht hat, weder für ihn, für Andere, noch für das Publikum.