Alltage

Hätte, hätte, Lieferkette /

Man kann die Produzenten und Händler ja fast verstehen. So ein Lieferkettengesetz verdirbt einem den Spaß am Geldverdienen. Ein Bürokratiemonster. Wie soll das gehen, die Überprüfung der gesamten Produktion einer Ware? Man denkt sofort an afrikanische oder chinesische Verhältnisse: Kinder, die irgendwo mit bloßen Händen nach seltenen Erden graben, abgeschirmte Zwangsarbeiter, Näherinnen in baufälligen Fabriken. Wer kann das wissen, geschweige denn überblicken? Unzumutbar! Wie gut, dass es die Freien Demokraten gibt.

Doch vielleicht ist die Realität ein bisschen anders. Beispiele? Bitte: Orangen aus Süditalien, Tomaten aus Spanien und Oliven aus Griechenland werden oft von Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis gepflückt. Diese Männer und Frauen hausen in Plastikhütten ohne fließend Wasser, von Kranken- oder Sozialversicherungen keine Spur. Auch sind die angeblich so verworrenen Lieferwege bei Obst und Gemüse sehr überschaubar: Landwirt, Einkäufer, Kunde. Aber gut, wir sprechen hier von den Rändern Europas. Deutschland hat damit nichts zu tun. Es sei denn, man will unbedingt über die Erntehelfer:innen aus Rumänien sprechen, die unter dem Mindestlohn arbeiten, die in heruntergekommenen Baracken wohnen, für die ihnen der fürsorgliche Arbeitgeber die Miete gleich vom Lohn abzieht. 

So betrachtet erscheint das Lieferkettengesetz in einem anderen Licht.

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