X, Y, Z: Großzügige Zuschreibungen /
Menschen in Generationen einzuteilen, ist sehr beliebt: die verlorene Generation, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration, 68er, Baby-Boomer, Generation Golf, Generation X, Generation Y oder Maybe oder Millennials, die Generation Z und schließlich die Letzte Generation. In der Vereinfachung „Generation“ herrscht, was die Grundeinstellungen bestimmter Jahrgänge angeht, Klarheit. Zumindest in der Theorie.
Und in der Realität? Müsste die Welt, wenn die 68er „eine“ Generation waren, nicht eine andere sein? Gab es neben der Generation Golf nicht gleichzeitig auch die Generation Mercedes, die Generation Fahrrad, die Generation Gastarbeiterin und die Generation No Future. Von der Generation DDR bzw. Crash ganz zu schweigen. Und wie ist es jetzt? „Z“. Das meint sowohl die Generation Oxford als auch die Generation Leseschwäche, die Generation Beamtenanwärterin, Start Up und die Generation Letzte Generation. Hinzu kommen die Generationen Prekär, Migration und Hartz 4 bzw. Bürgergeld.
Ich, heißt es zum Beispiel, sei generationenbedingt ein Kind des Glücks, allerdings auf Kosten der folgenden Generationen. Doch habe wirklich ich die vielen Auto- und Startbahnen gebaut und auch benutzt? Habe ich Panzer verkauft, Bagdad bombardiert, Wälder gerodet, Gift und Gülle auf die Felder gespritzt? Beute ich die Männer und Frauen in den Schlachthöfen aus? Erlaube ich, dass man den Müll ins Meer kippen darf? Erhöhe ich permanent die Mieten? Habe ich Google, Twitter und Facebook zu dem gemacht, was sie jetzt sind? Biete ich Kreuzfahrten und Weltraumflüge an?
Vielleicht hilft der Begriff „Generation“ vorwiegend denen, die all das taten und tun, sich auch einmal selbstlos zu zeigen. Normalerweise überwiegt in diesen Kreisen, Schichten oder Klassen der Stolz auf die eigenen ganz individuellen Leistungen, auf das, was man allein vollbracht hat und noch vollbringen wird. Wie großzügig, ja fast rührend mutet es an, wenn diese erfolgreichen und einflussreichen Männer und Frauen über den Begriff der Generation ihre Verantwortung und Schuld mit mir teilen.
